Kategorie: Menschen in Buchenwald

„langsames diesseits. vier monologe“

Ein Film von Siegfried Ressel und Hannes Richter

Annäherungen und Reflexionen zum Film

 

Es beginnt mit einer leeren Fläche. Betritt man das Gelände der KZ Gedenkstätte Buchenwald durch das Haupttor stößt man auf Leere. Auf eine leicht abschüssige Ebene, die mit nichts außer Schotter bedeckt ist. In der Ferne ist bei guter Sicht der bläuliche Südharz zu sehen und im Mittelgrund ein Windpark, der auf einen ökologisch werterhaltenden Alltag schließen lässt. Hier jedoch, auf dem Appellplatz von Buchenwald, ist nichts alltäglich. Hier war nie etwas „alltäglich“ im Sinne eines selbstbestimmten, vorzugsweise gemütlichen Lauf des Lebens, denn zwischen 1938 und 1945 herrschten hier Mord und Totschlag der NS Vernichtungspolitik.

Diese leere Fläche ist eine Provokation. Keine freundliche Einladung. Kein Willkommen, nirgendwo. Sie war/ist unser gedanklicher Ausgangspunkt von mittlerweile 3 Filmen und einem Rundfunkfeature. Alle diese Arbeiten drehen sich um die heutige, also scharfkantig gegenwärtige Frage nach der Darstellbarkeit, Vermittelbarkeit des nationalsozialistischen Terrors gegen Andersdenkende, Andersseiende, Widerständler, Menschen anderer Nationalitäten, Sinti, Roma und Juden; der Terror mündete in Vernichtung, für beides –Terror und Vernichtung – schuf man innert kürzester Zeit Verbrechensorte, die Konzentrationslager, für die man schnell eine verwaltungstechnische Abkürzung fand: „KL“; später verselbstständigt zu „KZ“.

Die Leere als fremdes Land, als offenes Territorium, als schroffe Verschotterung. Als KZ-Gedenkstätte. Als Wahrnehmung.

Leere, die als Leere nach dem Zivilisationsbruch kommen muss. Wie der Knall nach dem Durchbrechen der Schallmauer.

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Der Spiegel vs. Volkhard Knigge

Volkhard Knigge im April 2019 in Buchenwald / (c) Siegfried Ressel

Unglaublich: aus Faktenfragmenten, Andeutungen, Mutmaßungen, angeblichen Statements, die zum Teil Jahre zurückliegen, zimmert der Spiegel Autor Dr. Felix Bohr ein verheerendes Portrait über einen Menschen, der seit fast 25 Jahren als die personifizierte Integrität eines der schwierigsten historischen Orte der jüngsten deutschen Geschichte gilt: gemeint ist Volkhard Knigge, Stiftungsdirektor der Gedenkstätten Buchenwald und Dora Mittelbau; gemeint ist der Spiegel Artikel von Herrn Dr. Felix Bohr vom 04. 10. 2019.

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Stefanie Masnick
Leiterin der Restaurierungswerkstatt

Julia Gerberich begleitet als Praktikantin seit August 2015 die Entstehung des Films „Buchenwald. Die nächste Generation“. Für den Blog trifft sie Mitarbeiter der Gedenkstätte Buchenwald.

Es sind die kleinen Dinge die berühren: Ein improvisierter Kamm, ein handgefertigtes Schmuckstück, eine Erkennungsmarke. Die Restaurierungs-werkstatt der Gedenkstätte Buchenwald ist voll davon. Regale, Tische, Ablageflächen: Wo man hinsieht werden die kleinen Gegenstände sorgsam gehortet. Und dabei befindet sich hier nur ein kleiner Teil der vielen Dinge, die hier auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald gefunden wurden und weiterhin gefunden werden.

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Philipp Neumann-Thein
Leiter der Öffentlichkeitsarbeit

Seit dem letzten Sommer begleite ich nun schon als Praktikantin die Entstehung des Films „Buchenwald. Nächste Generation“. Schon vor dem ersten Drehtag habe ich mir versucht vorzustellen, wie es sein würde an diesem Ort zu arbeiten. Denn dieses Gelände, diese Lücke, die hier in den Wald geschlagen wurde ist untrennbar mit den Verbrechen verbunden die hier begangen wurden. Von der ‚Aura‘ des Ortes ist oft die Rede, wenn in Worte gefasst werden soll, was die Menschen hier oben beim Anblick der Steine und Gebäude empfinden. Und auch mir fällt kein besseres Wort, keine bessere Erklärung dafür ein, warum es sich auch noch nach einem halben Jahr und einigen Drehtagen in Buchenwald manchmal wie ein seltsamer Widerspruch anfühlt. Unweigerlich frage ich mich: Wie wird dieser Ort zum Arbeitsplatz? Mich interessieren die Mitarbeiter der Gedenkstätte und ihre Geschichten. Was ist das für ein Weg der zur Arbeit hier in der Gedenkstätte führt? Was treibt diese Menschen an? Und wie muss das sein, wenn das Gelände eines ehemaligen Konzentrationslagers Teil des eigenen Alltags wird?

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Zsuzsánna Berger-Nagy
Pädagogische Mitarbeiterin

Mehr als eine halbe Millionen Menschen aus dem In- und Ausland besuchen jährlich die Gedenkstätten Buchenwald. Rund 130.000 von ihnen, allen voran Schülergruppen, nutzten im vergangenen Jahr auch das pädagogisches Angebot der Gedenkstätte. Ob Führungen, Seminare oder ganze Projekttage – das Bildungsangebot ist vielfältig und ebenso umfangreich sind auch die Herausforderungen für die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort. Seit elf Jahren ist die Gedenkstätte Buchenwald der Arbeitsplatz von Zsuzsanna Berger-Nagy.Ihr Büro ist völlig gewöhnlich: Schreibtisch, Computer, Kaffeemaschine – nichts lässt vermuten, dass dieser Raum  früher einmal Teil der Kommandantur des Konzentrationslagers war. Weiterlesen

Menschen in Buchenwald

Julia Gerberich begleitet als Praktikantin seit August 2015 die Entstehung des Films „Buchenwald. Die nächste Generation“. Für den Blog trifft sie Mitarbeiter der Gedenkstätte Buchenwald.

Buchenwald – dieser Ort ist ein Tatort der NS-Verbrechen, ein Zeugnis der Geschichte, die nie hätte passieren dürfen. Das Gelände auf dem Ettersberg unweit von Weimar ist zugleich KZ-Gedenkstätte und Friedhof für viele Tausende Menschen, die hier ermordet wurden. Diese Grabstätten sind eingefügt in das Buchenwald-Mahnmal welches 1958 eingeweiht wurde.
70 Jahre nach der Befreiung des Lagers steht Buchenwald nicht still. Rund eine halbe Millionen Menschen besuchen jährlich die Gedenkstätte. Schulklassen, Jugendgruppen, einzelne Besucher. Weiterlesen